
Leanen von Flugmotoren – So funktioniert es richtig
Wer mit einem kolbengetriebenen Flugzeugmotor effizient und motorschonend fliegen möchte, kommt um das Thema Leanen nicht herum. Und doch herrscht bei vielen Piloten Unsicherheit: Wann leanen? Wie weit leanen? Und was ist überhaupt der richtige Weg? In diesem Artikel erklären wir verständlich und praxisnah, wie du deinen Flugmotor richtig leanst – und dabei nicht nur Kraftstoff sparst, sondern auch den Motor schützt und die Reichweite optimierst.
Was bedeutet „leanen“?
Leanen bedeutet, das Kraftstoff-Luft-Gemisch abzumagern – also den Anteil an Kraftstoff im Verhältnis zur Luft zu verringern. Das passiert über den Gemischhebel (meist rot), den du im Reiseflug schrittweise herausziehst. Ziel ist ein effizienteres Verbrennen des Gemischs, wodurch du weniger Sprit verbrauchst und die Verbrennung sauberer verläuft.
Warum sollte man den Motor leanen?
Viele Piloten fliegen ihre Motoren dauerhaft „rich“, also mit fettem Gemisch – aus Sorge, dem Triebwerk zu schaden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer nicht leaned, riskiert verrußte Zündkerzen, Ablagerungen an Ventilen und unnötigen Kraftstoffverbrauch. Herstellerdaten zur Reichweite und zum Verbrauch basieren fast immer auf einem geleanten Motor. Wer nicht richtig leaned, verschenkt also Reichweite und belastet den Motor unnötig.
Die fünf häufigsten Irrtümer beim Leanen – und was wirklich stimmt
- „Leanen ist nur für große Höhen wichtig“
Falsch. Auch auf niedrigen Flughöhen – etwa beim Überlandflug – lohnt sich das Leanen im Reiseflug. Es spart Sprit und schont den Motor. - „Beim Steigflug darf man nicht leanen“
Richtig – aber nur bedingt. Bei voller Leistung (über 75 Prozent) sollte das Gemisch „rich“ bleiben, um die Motorenkühlung zu gewährleisten. Beim Steigflug also lieber nicht leanen – im Reiseflug dann aber unbedingt. - „Nur Einspritzmotoren darf man leanen“
Stimmt nicht. Auch Vergasermotoren müssen und dürfen leanen – allerdings erfolgt das Feintuning hier manuell. Auch ohne EGT-Anzeige lässt sich sauber leanen, indem man das Gemisch herauszieht, bis der Motor „mager stottert“, und dann wieder leicht anfettet. - „Magerer bedeutet immer heißer“
Nicht unbedingt. Die höchste Abgastemperatur (EGT) liegt bei der sogenannten „peak EGT“. Leanst du weiter (bist also „lean of peak“), sinkt die EGT wieder. Das kann sogar kühlender wirken als ein zu fettes Gemisch. - „Ich mache lieber nichts falsch – also fliege ich einfach immer mit Vollgemisch“
Das ist leider genau der falsche Weg. Wer dauerhaft „rich“ fliegt, produziert unnötige Rückstände, überfettet den Motor, verbrennt mehr Sprit – und fliegt ineffizient.
So leanst du deinen Flugmotor richtig
Ohne Instrumente (klassisch)
- Im Reiseflug den Gemischhebel langsam herausziehen
- Der Motor beginnt leicht unruhig zu laufen („mager stottern“)
- Hebel minimal zurück – der Motor läuft ruhig, du bist optimal geleant
Mit EGT-Anzeige
- Im Reiseflug leanen, bis die höchste Abgastemperatur erreicht ist („peak EGT“)
- Dann das Gemisch leicht anreichern – etwa 50°F „rich of peak“ – für beste Leistung und niedrige Zylinderkopftemperaturen
Hinweis zur Motorleistung
Das Leanen sollte in der Regel nur bei Leistungen unterhalb von etwa 75 Prozent erfolgen. In Betriebsbereichen mit höherer Leistung – etwa beim Steigflug – ist ein fettes Gemisch wichtig, um den Motor ausreichend zu kühlen und vor Überhitzung zu schützen. Einige moderne Einspritzmotoren mit präziser Zylinderabstimmung und entsprechendem Motormanagement erlauben auch bei höherer Leistung ein gezieltes Leanen – sofern dies vom Hersteller ausdrücklich freigegeben ist. Wer ohne spezielle Freigabe oder ohne präzise Motorüberwachung fliegt, sollte bei hoher Leistung grundsätzlich auf das Leanen verzichten.
Wann sollte man nicht leanen?
- Start und Steigflug: Hier braucht der Motor volle Leistung und maximale Kühlung – also Gemisch auf „rich“ lassen.
- Anflug und Endanflug: Zur Sicherheit sollte spätestens im Gegenanflug wieder auf „Full Rich“ gestellt werden – für maximale Leistungsreserve bei Durchstart oder Motorproblemen.
- Leerlauf oder Ground Operations: Hier ist oft ein leichtes Leanen sinnvoll, um Zündkerzen sauber zu halten – aber immer nach Herstellervorgabe.
Fazit: Richtiges Leanen bringt Reichweite, Effizienz und Langlebigkeit
Wer den Flugmotor korrekt leaned, fliegt effizienter, weiter und schützt den Antrieb vor Ablagerungen und thermischer Belastung. Dabei ist Leanen weder kompliziert noch riskant – wenn man weiß, wie es richtig geht.